Eröffnungsveranstaltung

„Die Radiologie ist überall mittendrin!“

Die Eröffnungsveranstaltung des Kongresses richtet in diesem Jahr den Blick auf Europa: genauer gesagt, die „Forschungspolitik der Europäischen Union im Gesundheitsbereich“. Darüber spricht Dr. Cornelius Schmaltz, Referatsleiter „Strategie – Gesundheitsforschung“ in der Europäischen Kommission, in seinem Highlight-Vortrag. Im Interview gibt er einen ersten Einblick in die aktuelle gesundheitsforschungspolitische Agenda der Europäischen Union. Er skizziert, welche Rolle die Radiologie spielt, wenn es darum geht, Forschungsprojekte voranzutreiben und ein nachhaltiges und patientenorientiertes Gesundheitssystem zu gestalten. In der Eröffnungsveranstaltung werden auch dieses Jahr wieder verdiente Persönlichkeiten der Radiologie geehrt – mit der Ehrenmitgliedschaft der DRG, der Albers-Schönberg-Medaille und dem Wachsmann-Preis.


Dr. Cornelius Schmaltz Herr Schmaltz, welche Meilensteine hat die Europäische Kommission im Bereich der Gesundheitsforschungspolitik in der Vergangenheit setzen können?
Wir haben wichtige Meilensteine in drei unterschiedlichen – aber sich wechselseitig verstärkenden – Gebieten erreicht. Erstens hat die Finanzierung durch EU-Forschungsrahmenprogramme wie zurzeit Horizont 2020 die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Gesundheitsforschung zur Normalität gemacht. Zweitens ermöglichen Europäische Rechtsvorschriften und Europäische Institutionen Fortschritt im Bereich der Gesundheitsforschung. Drittens verleiht die Beteiligung und Finanzierung der EU ganz Europa Gewicht in relevanten internationalen Gesundheitsforschungsinitiativen – vom Human Frontier Science Programme für innovative Grundlagenforschung bis hin zur Organisation ICH, die weltweite Standards für die Entwicklung von Arzneimitteln setzt. Zusammenfassend lässt sich glaube ich sagen, dass praktisch jeder Forscher in Europa heute direkt oder indirekt von der EU profitiert. Ohne die genannten Aktivitäten wäre Gesundheitsforschung in Europa heute kaum noch vorstellbar.


Können Sie ein paar Beispiele für die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Gesundheitsforschung nennen?
Da möchte ich etwa auf klinische Forscherteams aus zehn europäischen Ländern verweisen, die eine multinationale klinische Studie zur besseren Diagnose einer seltenen Erkrankung durchführen und das identifizierte Diagnoseverfahren dann erfolgreich validieren. Oder ein Projekt der pharmazeutischen Industrie, das über 500.000 Substanzen aus dem Entwicklungsprozess anderen europäischen Forschern zur Verfügung stellt. In einem anderen EU-geförderten Projekt verständigen sich wiederum Experten aus ganz Europa auf Kriterien für die gemeinsame Bewertung neuer Gesundheitstechnologien – und ebnen damit den Weg für einen übereinstimmenden und kostensparenden Bewertungsprozess. Das illustriert gut, welche enormen Fortschritte die europäische Forschungsförderung jeden Tag für Patienten, Forscher und Gesundheitssysteme auf den Weg bringt.

Wie kommen hier die Europäischen Rechtsvorschriften und Institutionen ins Spiel?
Fast alle innovativen Arzneimittel in Europa werden heute in einem zentralisierten Verfahren in der europäischen Arzneimittelagentur in London und mit Hilfe des Netzwerks nationaler Agenturen bewertet und dann zentral durch die EU-Kommission zugelassen. Die neuen EU-Verordnungen für klinische Prüfungen ebenso wie für Medizinprodukte sehen ein EU-weit koordiniertes Verfahren vor, wenn es um die Genehmigung von multizentrischen klinischen Studien geht – anstelle von separaten Anträgen in allen betroffenen Mitgliedstaaten. Ergänzend bieten die europäischen Infrastrukturen für biomedizinische Forschung, darunter auch das vielleicht bekannte EURO-Bioimaging, ihren Service allen Forschern in der EU an und ermöglichen eine optimale Nutzung von kostbaren Ressourcen.

Welche patientenfokussierten Gesundheitsthemen stehen derzeit ganz oben auf der forschungspolitischen Agenda?
Zu den wichtigsten Prioritäten der Gesundheitsforschung von Horizont 2020 gehören in den kommenden Jahren unter anderem die personalisierte Medizin, Infektionskrankheiten, die Rolle der Umwelt für unsere Gesundheit, sowie die digitale Transformation unserer Gesundheitssysteme. Die Chancen der Digitalisierung und der integrierten Versorgung müssen wir nutzen, um ein nachhaltiges und patientenorientiertes Gesundheitssystem zu schaffen. Genauso bietet auch die personalisierte Medizin enorme Perspektiven für Patienten – ist aber eine ebenso große Herausforderung für die Forschung und insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung in unseren Gesundheitssystemen. Die Forschung ist ein entscheidendes Element der Vorsorge bei Infektionskrankheiten. Ebola und Zika sind nur die jüngste Mahnung, dass Mikroben nicht an Grenzen Halt machen. Unsere Gesellschaften und Gesundheitssysteme müssen sich auf solche Krisen besser vorbereiten. In Bezug auf Umwelteinflüsse müssen wir ein besseres Verständnis für entsprechende Risiko-Expositionen und mögliche Gegenmaßnahmen entwickeln.

Ein weiteres zentrales Thema von Horizont 2020 ist auch die Gesundheits- und Pflegeindustrie…
Ja, in der europäischen Gesundheits- und Pflegeindustrie müssen wir gute Bedingungen, ein Ökosystem und insbesondere auch Risikokapital schaffen, damit sie wettbewerbsfähig bleibt. Die Bandbreite der Unternehmen reicht von kleinen innovativen KMU bis zu großen Akteuren in MedTech, Pharma und Digitalisierung – gerade auch die Schnittstellen dieser Bereiche sind relevant. Wir müssen Antworten auf die enormen Anforderungen an unsere Gesundheitssysteme bieten.

Welche Rolle spielt hierbei die Radiologie?
Die Besucher des Röntgenkongresses wissen besser als ich, dass eine moderne interdisziplinäre Radiologie im Mittelpunkt praktisch aller eben genannten Prioritäten steht. Von einer besseren Diagnose seltener Krankheiten über die Bedeutung der Medizinprodukteindustrie bis hin zur alles entscheidenden Digitalisierung und Pilotprojekten der integrierten Versorgung – die Radiologie ist überall mittendrin! Forscherteams, die an bildgebenden Methoden arbeiten, leisten bereits heute einen essenziellen Beitrag zu EU-finanzierten Forschungsprojekten in allen diesen Bereichen. Und es bedarf wohl kaum meiner Ermutigung, die Teilnehmer des 99. Deutschen Röntgenkongresses zu überzeugen, die Chancen der Teilnahme an multidisziplinären europäischen Forschungs- und Innovationsprojekten zu nutzen!
veröffentlicht am Mittwoch, 28. März 2018

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